Heute werde ich meinen Blog mal dazu nutzen, etwas nicht so schönes anzusprechen. Aber wenn man darüber redet, dann wird man es eben erfahrungsgemäß auch leichter los.
In letzter Zeit habe ich ziemlich viel Zeit über mich und mein Leben nachzudenken. Dabei ist mir aufgefallen, wie sehr ich mich in den letzten 30 Jahren (ja, ernsthaft) verändert habe.
Als Kind war ich immer sehr aufgeweckt, habe viele Fragen gestellt und hatte einen Redebedarf für mindesten zehn Leute. Ich habe mich gern in den Vordergrund gedrängt, wenn ich das Gefühl hatte, übersehen zu werden. Ich habe auch nie darüber nachgedacht, ob es falsch wäre, etwas zu sagen.
Heutzutage bin ich kaum zu übersehen und würde mir oftmals wünschen, dass es anders wäre. In diesen 30 Jahren habe ich hauptsächlich nur gelernt, dass alle immer irgendwie in das Schema passen sollen. Und während man als Kind ruhig auf dem Stuhl zu sitzen hat und dem zu folgen hat, was der Lehrer so erzählt, soll man als erwachsener Mensch plötzlich das komplette Gegenteil sein. Jetzt gehören Smalltalk, Präsentationen, Networking etc. plötzlich zum täglichen Brot.
Nun bin ich plötzlich anders, weil ich niemanden unterbreche und stundenlang darüber nachdenke, was ich wohl sinnvolles und kluges zum Gespräch beisteuern könnte. Man könnte ja darin ertappt werden, etwas dummes oder falsches zu sagen. Und ich hab auch längst nicht so viele Kontakte, wie ich sie eigentlich haben sollte bei dem Beruf, der mich am meisten interessiert. Aber ein Gespräch aufrecht zu erhalten wird eben ab dem Moment schwierig, wo man einfach frei von der Seele reden sollte, aber Gefahr läuft, dass jemand die Worte, die frisch und ehrlich sind, nicht mag.
Dabei wäre ich vermutlich eine gute Freundin, auch wenn oder gerade weil ich wirklich gut darin bin, zuzuhören, und ich wäre auch eine gute Mitarbeiterin, da ich nicht viel erzähle, sondern das tue, was gemacht werden muss (und das eigentlich auch, so finde ich, recht kreativ, präzise und durchaus zum Ziel führend). Aber ich kann mich nicht mehr in den Vordergrund stellen, weil mir immer erzählt wurde, dass das falsch ist. Und ich kann nicht auf mich stolz sein, weil alles, was mich früher ausgemacht hat, erst einmal grundsätzlich falsch war und nicht in das Schema des stillen und fleißigen Schülers passte.
Wenn die Schule mir eins beigebracht hat, dann, dass man nur Vorteile hat, wenn man das tut, was einem gesagt wird und man ja nicht etwas infragestellt. Wenn das Leben mir etwas beigebracht hat, dann, dass man nicht man selber sein soll, wenn man nicht in das Schema des erfolgreichen, fehlerfreien Menschen passt.
Natürlich sollte man sich ab und zu überlegen, was man sagt, aber das sollte man nicht immer tun, weil man sonst ganz einfach ständig den richtigen Zeitpunkt verpasst, um etwas zu sagen. Und dann kommt dieser Zeitpunkt nie mehr wieder. Oftmals würde es uns auch gut tun, wenn wir die Wahrheit auch dann sagen könnten, wenn es möglicherweise weh tun könnte. Stattdessen sitzen wir da, schlucken alles runter und führen ein Schauspiel aus.
Schauspiel ist so oder so das richtige Wort. Wenn du mich im Fitnessstudio sehen würdest, so wäre das hauptsächlich Schauspiel. Ich hätte daran größtenteils keinen Spaß. Ebenso wenig habe ich Spaß, wenn ich versuche, einen Job zu finden. Ich habe auch keinen Spaß daran, schlimme Erfahrungen in meinem Leben verstecken zu müssen und ständig so zu tun, als wäre immer alles gut gewesen. Aber genau das versucht man, wenn man sich bewirbt.
Niemand, wirklich niemand schreibt in seinem CV oder einem Anschreiben, dass er/sie eine zeitlang psychische Probleme hatte, eine Therapie durchgemacht hat, Opfer eines Verbrechens wurde oder einfach gemobbt wurde, was so manche miese Noten einfacher erklärt als jede schöne Ausrede, die man sich ausdenken muss, um ja den nächsten Job zu bekommen.
Und so beginnt man ein Arbeitsverhältnis mit einer Lüge. Lügen war auch noch nie etwas für mich, aber wenn ich wirklich einen Job haben will, dann muss ich das tun. Auch wenn ich mir wünsche, dass wir uns alle mal eingestehen würden, dass niemand fehlerfrei ist.
Denn wer im Vorstellungsgespräch als fehlerfreies Supertalent dasteht, ist meistens nur ein schöner Traum aus heißer Luft. Ein Zeugnis nur mit Einsen verbirgt oft einen Menschen, der kaum soziale Kontakte knüpfen kann. Ein Zeugnis mit durchschnittlichen Noten versteckt den Menschen, der genau diese Kontakte knüpfen kann, aber nicht immer in allem gleich gut war. Ein Zeugnis mit schlechten Noten kann ein Beweis dafür sein, dass es das Schicksal mit diesem Menschen von vornherein nicht gut gemeint hat.
Mit anderen Worten: Ein Zeugnis und ein einmaliges dreißig bis sechzig Minuten Gespräch sagen gar nichts über den möglichen neuen Mitarbeiter aus, außer dass dieser Mensch gerade mal einen guten oder einen schlechten Tag hatte.
Es wäre also einfach sinnvoller, einen Menschen auszuwählen und erstmal auszutesten, um zu sehen, ob man zusammenpasst. Damit habe ich auch die besten Erfahrungen gemacht, denn große Klagen habe ich über meine Einsätze in diversen Praktikumsaufenthalten nie gehört.
Das, was ich erfahren habe, ist dass ich zu perfektionistisch und zu still bin. Daran muss ich nun arbeiten, damit ich wieder ich selbst sein kann. Ich weiß, das wird nicht einfach, gerade weil man eben ohne Job nichts auf den Teller bekommt und kein Dach über'm Kopf hat, und ich dann eben Gefahr laufe, dass mich weniger Menschen aushalten können als jetzt, aber sei's drum. Man kann es nicht allen Recht machen. Die wichtigste Person, der ich es Recht machen kann, sollte sowieso ich selbst sein. Sonst bin ich mir selbst nicht treu.
Today I'll use this blog in order to talk about a topic that's not so nice. However, it's easier to deal with difficult things when saying them out loud, rather than trying to hide them.
In the last couple of months I've had plenty of time to think about my life and myself as a person. Meanwhile, it occurred to me that I've changed a lot in the last 30 (yeah, really) years.
I was a very curious, cheerful and talkative child, would ask hundreds of question each day and would talk as much as ten people would in the same time. I'd try to be in the center of attention and if I wasn't, I'd make sure to push myself through the crowd and let them all know that I was there as well. I've never wondered about if the things that came out of my mouth would be wrong in any way.
Today, it's much harder not to recognize me, but I wish that I wasn't as noticeable as I am.What i've learned in the last 30 years is that you absolutely should fit in the scheme and shouldn't try to stick out. And while you're supposed to be quiet, sit in your chair and follow your teachers instructions as a student, you're supposed to be the exact opposite of that as a grown-up. You're supposed to be able to engage in small-talk, to network, to hold presentations and to be likeable.
So now, I'm not doing it right all over again. I don't interrupt people when they talk and reconsider what I want to say until it's too late to say it. I would rather not be caught saying something stupid or wrong. And I have far from enough contacts, which are so vital for my job aspiration. But it's really difficult for me to not let a conversation die out, because I can't talk the way I used to talk, unaware of possible repercussions and 100% honest.
However, I am sure that I'd be a good friend, even though or maybe even because I am a very good listener and I'd be a valueable employee, because I do my job the way it's supposed to be done and fast as well (and creative, detail- and goal-oriented). But I'm no longer able to stand in the limelight, because I have always been told that it is wrong. And I can't be proud of myself, because everything I was has always been wrong and because I didn't fit in the scheme of the much preferred silent and obeying student.
If there is one thing that school has taught me, then that it is an advantage not to ask too many questions and to do as you are told. And if there is one thing life has taught me, then that you shouldn't be yourself for as long as you are unable to shine as a flawless and successful human being.
I'm not advocating that we should never think about what exactly it is that we are saying, but sometimes we're just supposed to say something without thinking it all through for too long. If we don't do that, it'll often be too late to say it. Also, it would often be better if we had the possibility to just state the truth, even if it hurts. Instead of that, we swallow it all down and act out a role as perfect humans.
I may not be the worst actor there is, but I don't enjoy acting out my own life. If you find me at the gym, I'm in a role as somebody who enjoys this, even though I really don't. While trying to find a job, I have to stay in character, even though I really am somebody else. I really feel no pleasure in trying to cover up all my flaws and in covering up those horrible parts that are a part of my life and therefore, a part of me. But this is exactly what I have to do, if I want to find a job.
Nobody, absolutely nobody will write about their extensive experiences with therapy, their psychologic diseases, the fact that they've been a victim of a horrible crime or simply that they've been bullied throughout their time in school in their CV or their cover letter, even though some of these things would easily explain why there are holes in the CV or why some of the candidate's grades aren't the best. The fact that all these perceived flaws have to be covered up is often the first step into a web of lies.
I've never been particularly good at lying, but I have to lie while trying to get a job. I'll have to be a person I'm not, or not anymore, even though I wish that we'd all be able to accept that none of us are completely flawless.
The person who may look flawless based on their grade papers and the first impression can be the person who wont do a good job. If your grades are all A+, you might not have had enough chances to socialize. If your grade paper is at best showing a mediocre performance in school, this might indicate that you, in fact, are rather good at socializing, but didn't have enough time to focus on all subjects, and if your grades show that you performed poorly, this may simply indicate that life dealt you lemons from day one.
In other words, grade papers and job interviews that may last between 30 and 60 minutes are not an indicator of your ability as an employee. They may be an indicator of the fact that your day had already started either good or bad though, but that is all there is to it.
It would make a lot more sense to test possible employees and let them work in your business to figure out whether or not they'll fit in. Whenever I got the chance to do exactly that, I usually figured out that I actually am a valueable employee, contrary to my own beliefs and contrary to my mediocre grade papers.
This way, I also found out that I am too much of a perfectionist and that I simply don't engage enough in small talk. I'll have to work on this and I know that it wont be easy to return to my old self, but it is necessary, if I want to live a more or less normal life. Sure, I'll risk that some people will no longer like me, but I guess that is the price I'll have to pay to be true to myself. I can't please everyone.